TrainingsstättenSprunghalle

Die Sprunghalle

Sprunghalle:
Die Trainingshalle für Turmspringen von 1964 ist ein moderner Bau mit ehemals transparenter Glasfassade zum Freiberger Platz zu: dezent flach geneigtes Dach mit leicht vorstehender Überdachung, schöne klare Gliederung der gläsernen Schauseite mit herausgeschobener, rechtwinkliger Betonung der Erdgeschossfenster.

Die Seitenfassaden haben eine interessante Flächengestaltung eines angenehmen Musters im Wechsel von quadratischen und rechteckigen Nischen, in denen sich blaue Keramikmosaiken befinden. Leider soll diese markante Wandgestaltung einer bevorstehenden Sanierung zum Opfer fallen! (Im Inneren u. a. 10 Meter Sprungbrett)

Nicht nur zum Vorteil gereichte dem Bauwerk der neue Anbau von 2003 mit einer breiten öffentlichen Zuschauertribüne. Natürlich sind für den Dresdner Sprungsport die reichlich 200 Sitzplätze ein großer Vorteil, denn die Halle ist jetzt auch für internationale Wettkämpfe geeignet. Aber der schroffe Anbau entfernte die einstige Offenheit und Transparenz der wohlgestalteten Glasfassade. Diese ermöglichte dem sportbegeisterten Passanten vor dem Umbau, die eleganten Drehungen der Turmspringer von der Straße aus zu beobachten.

Das Material des Anbaus: Beton mit Holzverkleidung, ein in der neueren Architektur Dresdens selten angewandter Baustoff! Glas an den schmalen Seitenfassaden. Der Anbau ist zwar funktional, wendet sich aber nun dezidiert vom Freiberger Platz ab, welcher einer der ältesten noch vorhandenen Dresdner Plätze darstellt (im Mittelalter wegen der hier noch vorhandenen Seen "Entenpfütze" genannt). Der Anbau hätte allerdings auch nicht auf der westlichen Seite stehen können, denn dort existiert bereits eine Probesprunghalle mit Schaumstoffteilen, es sei denn, man hätte sie ganz woanders neu errichtet.

Das Dresdner Architekturbüro Code Unique baute von 2003-2005 die Seitenfassaden und den Sanitärtrakt um. Leider konnte (oder wollte) die Sportverwaltung die eigenwilligen originären Fassaden der Schmalseiten nicht erhalten. Cody Unique: "Die bestehende marode Vorhangfassade aus Fertigteilen und Glasfliesen wurde durch eine hinterlüftete Eternitfassade ersetzt. Das neue Plattenraster ist mit einer Variation der originalen Struktur überlagert worden. Die Struktur entstand durch eine Lochung mit Farbhinterlegung."

Dresdner Sportlerin gab den Impuls zum Bau einer Sprunghalle Kunst am Bau:
Die Bronzefigur der DDR-Sportlerin aus Dresden "Ingrid Krämer" steht jetzt, heroisch erhöht, auf dem Dach der Sprunghalle. Frau Krämer wurde zweimalige Siegerin im Kunst- und Turmspringen bei den Olympischen Spielen 1960 (Rom) und 1964 (Tokio) und brach damit als erste Europäerin US-Vorherrschaft seit 1896. Sicher beschleunigte ihr überraschender triumphaler Sieg, den die junge, um Anerkennung ringende DDR frenetisch feierte, die Planungen für eine eigene Springerhalle in Dresden.(Gewählt neben Täve Schuhr als "Sportlerin des Jahres" 1960).

Städtebau - Aufgabe des Platzcharakters:
Bewusst wurde von Traditionen des europäischen Städtebaus Abstand genommen. Dagegen setzte man auf das damals utopische Moment der offenen, freien Stadtlandschaft in der historischen Stadt. Die klassische Blockrandbebauung mit regelmäßig bebauten Platzkanten, die auch den lang gezogenen Freiberger Platz bis 1945 gekennzeichnet hatte, gaben die Dresdner Stadtplaner zugunsten einer Auflösung des traditionellen Stadtplatzes auf .

Das geschah durch Zurücksetzung der individuellen Baufiguren von der Straßenkante sowie breitem Abstandsgrün. Auf herkömmliche Auffassungen von Urbanität, Dichte, Kommunikation und Begegnung wurde verzichtet. Stattdessen gibt’s Wiese, Buschwerk und viel Luft. Im 21. Jahrhundert, der Renaissance des Städtischen, sollte die Qualität des Platzes erkannt und weiterentwickelt werden! Er ist viel zu wichtig, um ihn lediglich als Parkplatz und Abfallcontainerstelle zu nutzen. Trotz Rückzug in virtuelle Welten, perforierter Stadt und bedrohlicher Schrumpfung im Stadtkern oder gerade deswegen muss die Stadtplanung weitaus stärkere Gegenbewegungen einleiten, um die Kernstadt zu stärken.