Fünf Dresdner Wasserspringer bei EM am Start

Wasserspringen 10.06.2015

DNN: DSC-Delegation peilt in Rostock Edelmetall an

Dresden. Von heute bis Sonntag ist die Rostocker Neptunschwimmhalle Schauplatz der Europameisterschaften im Wasserspringen. Dabei geht es außer um Titel und Medaillen auch um Quotenplätze für Olympia 2016 in Rio. Allerdings können nur die Europameister in den Einzeldisziplinen einen solchen Quotenplatz ergattern. Bei der letzten EM in Berlin erkämpften die Lokalmatadoren je dreimal Gold und Silber sowie viermal Bronze. Sportdirektor Lutz Buschkow lässt sich allerdings keine eigene Prognose entlocken: „Wir wollen unter den besten drei Nationen sein.“

Insgesamt 13 Athleten vertreten die deutschen Farben, darunter sind mit Sascha Klein, Tina Punzel, Martin Wolfram, Louisa Stawczynski und Timo Barthel fünf Sportler vom Dresdner SC. „Das ist das zahlenmäßig stärkste Aufgebot, das wir jemals gestellt haben“, sagt Bundesstützpunkttrainer Christoph Bohm. Dabei gilt vor allem Klein als Gold-Kandidat. Der 29-Jährige will mit seinem Berliner Partner Patrick Hausding zum neunten Mal in Folge den Titel im Synchronspringen vom Turm holen. Auf einen Einsatz im Turm-Einzel verzichtet Klein allerdings wegen noch nicht vollständig auskurierter Rückenbeschwerden. „Er will einen Monat vor dem WM kein Risiko eingehen“, so Bohm.

Auch Wolfram, der für das Turm-Einzel und für das Drei-Meter-Einzel qualifiziert ist, wird nur von der Zehn-Meter-Plattform antreten. „Das war mein ausdrücklichster Wunsch, weil ich diese Doppelbelastung vermeiden möchte“, begründet der 23-Jährige die Entscheidung. Er sagt: „Für mich ist es vom, Turm das internationale Comeback und das möchte ich am liebsten mit einer Medaille feiern. Wenn ich meine Trainingsleistungen nehme und beim Wettkampf alles passt, ist das nicht unmöglich.“

Trainingsgefährtin Tina Punzel, die sich nach den Abi-Prüfungen ganz auf das Training fokussieren konnte, startet mit der Berlinerin Nora Subschinski im Synchron und auch im Einzel vom Drei-Meter-Brett. Im Synchron hat die 19-Jährige mit ihrer Partnerin Silber zu verteidigen. Gute Erinnerungen dürfte der Schützling von Boris Rozenberg an die EM vor zwei Jahren an gleicher Stelle haben, denn da wurde sie überraschend Europameisterin vom Drei-Meter-Brett. Dies zu wiederholen wird allerdings sehr schwer. Verzichten muss Punzel auf den Start im Turm-Synchron, denn ihre Partnerin Christina Wassen muss in dieser Woche am Ellenbogen operiert werden.

Die beiden Youngster Timo Barthel und Louisa Stawczynski, die jeweils vom Ein-Meter-Brett an den Start gehen, sollen bei ihrem Debüt bei den Großen vor allem Erfahrungen sammeln. „Wenn sie das Finale erreichen, wären wir sehr zufrieden“, sagt Christoph Bohm.

Astrid Hofmann, DNN vom 9.6.2015

 

Außerdem berichtete die SZ am 10.06.2015 über die Randsportart Wasserspringen und die fehlenden Sponsoren.

 

Gestern begann wieder eine EM in Rostock, und da dazwischen die Berliner Schwimm-EM lag, haben die deutschen Wasserspringer nun das dritte Jahr in Folge ein Heimspiel. Eine mehr als außergewöhnliche Konstellation. „Mich stört das nicht, im Gegenteil“, sagt Punzel. „Hier habe ich meinen ersten Titel geholt, und wenn die Zuschauer vor allem uns anfeuern, motiviert mich das zusätzlich.“

 

Der DSV hatte gehofft, dass sich die Sponsorenfrage so etwas leichter klären lässt. Drei Jahre in Folge deutsche Medaillen vor deutschen Fans live im deutschen Fernsehen – das sollte doch Unternehmen locken. So rechnete der Verband, doch vergebens. Bis auf einen Ausrüster, der die Trainingsanzüge und Turnschuhe liefert, fand sich kein Geldgeber.

Die Titelkämpfe waren bisher sportlich zwar ein Erfolg – 2013 in Rostock und im Vorjahr in Berlin sprangen jeweils zehn Medaillen heraus – finanziell sind sie aber ein Minusgeschäft. Was vor allem an den Produktionskosten im fast sechsstelligen Bereich für das internationale TV-Signal hängt. Laut einem Vertrag mit dem Europäischen Schwimmverband LEN muss das jeweils der Veranstalter, also der DSV, liefern.

Diesmal wollen leider nur ein spanischer, italienischer und schwedischer Sender Live-Bilder aus Rostock zeigen. Sowie das ZDF – allerdings nur am Wochenende. Und am Sonnabend hat die Hochzeit des schwedischen Prinzen Priorität. Der EM-Zeitplan wurde auf Wunsch des ZDF kurzfristig geändert, die Springer müssen nun eher ins Wasser, damit mehr Zeit bleibt für die royalen Bilder aus Stockholm.

Besonders bedauerlich ist die Abwesenheit des Spartensenders Eurosport, sonst dauerpräsent am Beckenrand. „Es war im Programmablauf schlicht und ergreifend kein Platz“, begründet Pressesprecher Carlos Bunzel.

Vielleicht mangelt es der EM aber auch einfach an der Attraktivität. Seit 2009 küren die Wasserspringer ihre Europameister im Jahres-Rhythmus – selbst kurz vor Olympischen Spielen und einer WM. So werden EM-Medaillen zur Massenware. Patrick Hausding etwa holte gestern Abend zum Auftakt im Teamwettbewerb an der Seite von Maria Kurjo Silber. Für den Berliner war es bereits die neunte EM-Medaille in drei Jahren, am Sonntag könnte er seine zwölfte gewinnen.

Die Briten, eine der führenden Wassersprung-Nationen, schicken nach Rostock lediglich ein Junioren-Team. Damit fehlt auch Thomas Daley, der britische Olympiasieger, der sich lieber auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet – die WM in zwei Monaten im russischen Kazan. Auch das Preisgeld von 2 000 Euro für den Sieger, das der europäische Verband erstmals bei einer EM ausschüttet, konnte ihn nicht umstimmen.

 

 

 

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