Fritz Köppen wird 85.

Erstellt von ah/sh Verein Leichtathletik 27.06.2020

Erster Leichtathletik-Olympionike des SC Einheit feiert Runden

  • Fritz Köppen mit Heike Drechsler und Hartmut Grothkopp 2019 im Steyer-Stadion. Foto: Birgit Petzold

  • Foto:Birgit Petzold

Er war der erste Olympionike in der Leichtathletik, den der SC Einheit Dresden zu DDR-Zeiten hervorbrachte. Noch heute ist er der Leichtatheltik beim DSC verbunden und gerne Gast bei unseren Veranstaltungen. Was er kurz vor seinem heutigen 85. Geburtstag gemacht hat: Sich für eine Mitgliedschaft beim DSC entschieden. Ein klasse Zeichen! Seinen Ausweis bekommt er heute von Michael Gröscho persönlich überreicht. Wir gratulieren Fritz Köppen herzlich zu seinem 85.Geburtstag!

Zu seinem heutigen Jubiläum erinnern wir uns an den schönen Text aus unserem DSC-Journal vor fünf Jahren, den Astrid Hofmann nach einem Besuch in seinem Pappritzer Haus verfasst hat...

...Schon nach einem dreistündigen Plausch in seinem Pappritzer Hhaus könnte man Seiten mit einschneidenden Kindheitserinnerungen, Episoden einer erfolgreichen Sportler-Laufbahn und Erfahrungen eines interessanten Berufslebens, in dem es neben Preisen auch Schikanen gab, füllen. Wir beschränken uns auf einen kleinen Abriss.

In Berlin geboren, wächst Fritz Köppen im Raum stralsund auf. nach dem Umzug 1948 nach Wismar beginnt er zu boxen, wird mit 14 Jahren 2. bei der Kreismeisterschaft. Außerdem spielt er Fußball und Handball, kommt in der Schule aber auch in Kontakt mit der Leichtathletik, gewinnt 1949 einen Dreikampf und erhält als Preis eine Aktentasche – aus Igelit (eine Art Weich-PVC). Als er 1950 erfährt, dass in Wismar Leichtathletik-Kreismeisterschaften stattfinden, nimmt er spontan teil, läuft im Vorlauf über 100 m barfuß 14,1 s. Der sektionsleiter, der später sein Übungsleiter wird, leiht ihm für das Finale Spikes, in denen sich der 15-Jährige in 13,5 s den Titel erkämpft. „Ich war ein Naturtalent, habe mich schon immer gern bewegt“, erinnert sich Köppen an seine Anfänge.

Als er sich 1951 endgültig für die Lleichtathletik entscheidet, geht es rasant vorwärts. Schon 1952 holt er sich bei den DDR-Meisterschaften der Jugend Silber im Hochsprung und Bronze im Fünfkampf und mit der Olympischen Staffel. „Nur eine Disziplin war mir zu langweilig“, so der Senior, der immer noch dafür plädiert, dass man sich nicht zu früh spezialisieren sollte. So widmet sich Fritz Köppen weiter dem Mehrkampf, holt in der Jugend und bei den Junioren Titel und Medaillen in mehreren Disziplinen. Ende 1953, nachdem er Meister im Weitsprung mit 6,64 m wird, werden die Verantwortlichen der DHfK Leipzig auf ihn aufmerksam. er wechselt in die Messestadt. Nachdem er in der Wismarer Werft schon Maschinenschlosser gelernt hat, macht er in Leipzig sein Abitur und feiert weitere Erfolge, wird 1956 DDRr-Meister im Zehnkampf, verpasst als Zweiter der Ausscheidungen für die gesamtdeutsche Mannschaft nur knapp die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Melbourne. Als er 1957 als jüngster „Meister des Sports“ ausgezeichnet wird, scheint seine Karriere schon vorbei. „ich hatte mich verletzt, wollte nicht in Leipzig Sport studieren und habe deshalb erstmal aufgehört“, berichtet Köppen.

Turbulente Abreise von Olympia aus Rom

Er bewirbt sich an der TU in Dresden, startet 1957 sein Studium. Als 1958 Trainer Erhard Malek beim SC Einheit Dresden anfängt, beginnt wenig später auch Fritz Köppen erneut mit dem Training und holt für seinen neuen Verein 1959 gleich den DDR-Meistertitel im Weitsprung. Ein Jahr später fährt er zur Olympia-Ausscheidung. Diesmal klappt es und er sitzt im Flieger nach Rom. „Ich war in guter Form, aber die tropische Hitze hat mir zu schaffen gemacht. Ich war fix und fertig. Das war sehr traurig“, bedauert er, dass nur Platz 19 heraussprang. „Aber dafür habe ich mir drei Wochen Rom anschauen können“, fügt er lachend an. Weil wegen eines Absturzes der TU 104 diese Flugzeuge alle aus dem Verkehr gezogen werden, muss ein Teil der Olympia-Mannschaft länger bleiben. „Es gab keine Flüge. Später sind wir über Genf, Prag und von dort mit dem Zug nach Berlin gereist. Als ich in Dresden auf dem Bahnhof ankam, fiel ich wegen meines vielen Gepäcks auf, wurde von der Polizei aufgegriffen. Als sie mitbekamen, dass ich Sportler bin und von Rom kam, haben sie mich mit Blaulicht nach Hause gefahren.“

Zwei Jahre später ist die Karriere vorbei. Als er eine Verpflichtungserklärung, bis zu Olympia 1964 weiterzumachen, nicht unterschreiben will, weil ihm sein Studium zu wichtig ist, fliegt er aus dem Kader. Ein Leichtathletik-Stadion betritt er bis zur Wende nie wieder. erst 1990 zur letzten DDR-Meisterschaft im Steyer-Stadion folgt er einer Einladung und nimmt die Siegerehrung für den Weitsprung vor. Nach dem Abschluss des Studiums 1963 arbeitet er bis 1970 als Konstrukteur im VEB Sondermaschinenwerk der Elektrotechnik, danach als wissenschaftlicher Assistent an der TU, Sektion Grundlagen des Maschinenwesens. Er promoviert 1978. „Mir wurden mehrfach Steine in den Weg gelegt, weil ich nicht in die Partei eintreten wollte“, erinnert er sich. Im Jahr 1979 wechselt er als Mitarbeiter für Forschung und Entwicklung zu Robotron. Um bestimmte „höhere Aufgaben“ zu übernehmen, soll er 1986 den Kontakt zu seiner in Schweden lebenden Schwester abbrechen. „Das kam für mich nicht in Frage. Da bin ich ein Vierteljahr in die TU-Bibliothek gegangen. Dann durfte ich wieder arbeiten, wechselte aber 1987 wieder an die TU“, so Köppen, der bis 2002 in Lehre und Forschung arbeitet.

Dem Sport ist er nach der Leistungssport-Laufbahn treu geblieben. „ich habe Handball und Fußball gespielt undspäter  auch einmal in der Woche Volleyball." Die DSC-Leichtathletik verfolgt er von der Ferne sehr genau. Und im vergangenen Jahr war er auch live im Stadion dabei, als das Steyer-Oval seinen 100. feierte und wir anlässlich des Jugendmeetings zahlreiche ehemalige eingeladen hatten. Dort traf er unter anderem Heike Drechsler und nahm auch einige Siegerehrungen der Nachwuchssportler vor.

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