Ein Kuss als Trost

Wasserspringen 24.07.2013

Wasserspringer Oliver Homuth führt überraschend das Finale an – bis zur Halbzeit. Dann leistet er sich einen Fehltritt.

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<figcaption></figcaption>Gegen den Frust hilft nur ein Kuss der Freundin: Die Dresdnerin Tina Punzel musste gestern Oliver Homuth trösten, der bei der WM in Barcelona beim letzten Sprung eine Medaille vergab. Seit knapp vier Monaten sind die beiden ein Paar.

©dpa

 

Nach seiner leichtfertig verspielten Medaillenchance musste sich Oliver Homuth sogar vor seiner Freundin Tina Punzel rechtfertigen. „Sie hat mich gefragt, warum ich nicht so richtig sauer auf mich bin“, sagte der Wasserspringer, der seit knapp vier Monaten mit der Europameisterin aus Dresden liiert ist: „Der Ärger ist so groß, dass ich ihn lieber verstecke, sonst kann man mich die nächsten Tage völlig vergessen. Ich denke, da wird es gleich noch ein Gespräch geben.“

 

Denn natürlich war der 21-Jährige aus Berlin nach dem WM-Finale vom Einmeter-brett sauer auf sich. Ein völlig verpatzter Finalsprung hatte seinen Traum von einer durchaus möglichen Medaille in Barcelona platzen lassen. Homuth, der zur Halbzeit sogar in Führung gelegen und Hoffnungen auf eine ähnlich große Überraschung wie tags zuvor der Gold-Coup des Synchron-Duos Patrick Hausding/Sascha Klein gemacht hatte, rutschte vom vierten auf den zehnten Platz ab.

 

„Es kotzt mich wirklich an, dass ich mein gutes Finale mit einem Sprung so versaut habe“, sagte der EM-Dritte und erklärte seinen Fauxpas beim dreieinhalbfachen Vorwärtssalto: „Ich bin am Brett nach links abgekommen und mehr abgerutscht als abgesprungen. In der Luft konnte ich ihn dann nicht mehr retten.“

 

Von den Punktrichtern bekam Homuth für diese verkorkste Ausführung mickrige 28,05 Punkte, der Kampf um Edelmetall war verloren. Bundestrainer Lutz Buschkow fragte den sechsmaligen deutschen Meister direkt: „Hast du Schiss vor einer Medaille gehabt?“ Danach nahm er seinen Athleten aber in Schutz. „Wer nach drei Durchgängen bei einer WM in Führung liegt, der hat international ein Zeichen gesetzt“, sagte Buschkow.

 

Martin Wolfram leistete sich keinen Fehltritt, lag konstant auf dem achten Platz. „Ich bin zufrieden. Für einen Sprung nach ganz vorne fehlen mir die höheren Schwierigkeiten“, sagte der Dresdner, der wegen der Schulterverletzung von Olympia in dieser Saison vom Turm aufs Einmeterbrett abgestiegen ist. Mit Weltmeister und Vereinskollege Sascha Klein teilt er sich in Barcelona ein Zimmer. „Es ist schon toll, wenn man einen Goldmedaillengewinner neben sich hat“, sagte er. „Da möchte ich auch einmal hin.“ (sid/dpa/SZ)

 


 

 

Martin Wolfram Achter vom Ein-Meter-Brett

Zunächst führte der 21-jährige WM-Debütant Oliver Homuth überraschend die Konkurrenz an. Am Ende holte er Platz zehn und landete damit zwei Ränge hinter dem Dresdner Martin Wolfram. Der Sieg im nicht-olympischen Wettbewerb ging an Chinas Titelverteidiger Li Shixin vor Europameister Ilja Kwasha aus der Ukraine.

„Ich kann insgesamt zufrieden sein, schließlich stand ich als Turmspezialist im Ein-Meter-Finale einer WM“, meinte Wolfram nach dem Wettkampf. „Es war kein Sprung dabei, der daneben ging. Dennoch ärgere ich mich ein wenig, dass meine ersten beiden Sprünge nicht perfekt waren. Dadurch konnte ich mir nicht wie sonst ein Polster schaffen, um vorn mitzumischen. Eigentlich wollte ich noch drei schwerere Sprünge in die Serie einbauen, aber dafür reichte nach der EM die Zeit nicht. Insgesamt zeigt sich: Auf europäischer Ebene kann ich vom Brett vorn mitmischen, aber für den Weltmaßstab reicht es nicht, da sollte ich bald wieder auf den Turm klettern.“

Weil es für ihn nicht um die Medaillen ging, habe er sich auch den sonst nicht üblichen Blick auf die Zwischenstände erlaubt. „Als ich merkte, dass Oli Erster ist, wollte ich ihn nicht durcheinanderbringen und voll labern. Schade, dass es für ihn am Ende nicht gereicht hat“, sagte Wolfram über Homuth, dem zum Ende die Nerven flatterten. „Es ist so ein großer Ärger, dass ich ihn direkt runtergeschluckt habe. Mich kotzt es in Anführungsstrichen an, dass ich damit mein Finale so versaut hab“, sagte der Berliner Homuth.

Extra motiviert hatte ihn und Wolfram der Goldcoup des Turm-Duos Hausding/Klein. „Das hat europhisiert“, meint Homuth. „Es sit toll, mit einem Weltmeister auf einem Zimmer zu sein“, ergänzte Wolfram. „Das hat mich zusätzlich moticiert. Wir waren beide sehr aufgewühlt. Ich konnte am Sonntag nicht einschlafen, weil ich am nächsten Tag Wettkampf hatte. Und Sascha konnte auch nicht einschlafen – da wissen wir, warum.“

Auch gestern konnte der Dresdner Sascha Klein den Triumph schwer fassen. „Der erste Gedanke war, ist das jetzt passiert oder doch nicht?“, sagte er. Der Blick auf die Goldmedaille neben ihm räumte die aufkeimenden Zweifel schnell aus. „Gestern war ein unvergesslicher und historischer Tag für mich“, sagte auch der überglückliche Patrick Hausding. „Wir haben jetzt noch ein bisschen was vor uns und wollen jetzt nicht anfangen, Urlaub zu machen“, ergänzt er.

DNN vom 23.07.2013

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