DNN-Bericht über Martin Wolfram

Wasserspringen 23.06.2013

Dresdner Martin Wolfram holt bei den Europameisterschaften sensationell Silber vom Einmeterbrett

Frank Schober



     

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    Foto: Jens Büttner, dpa
    Im Finale steigerte er sich bei allen sechs Sprüngen. Der Lohn für Martin Wolfram war die Silbermedaille.

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Rostock. Die gestrigen DSV-Starter hatten am Abend zuvor frei bekommen. Martin Wolfram dachte gar nicht daran, sich zeitig ins Hotelzimmer zu begeben. "Ich hätte vor Aufregung sowieso nicht einschlafen können. Manche brauchen vor dem Wettkampf Ruhe, zu denen gehöre ich nicht." Also nahm der DSC-Wasserspringer an der Hafenrundfahrt nach Warnemünde teil und stieß mit einem Schluck Sekt auf die Medaille seiner Kollegen Tina Punzel und Sascha Klein an. Beim Zusammentreffen mit den Journalisten wollte er nicht fehlen. Kaum ein DSV-Springer bringt die Begeisterung für seine Sportart so überzeugend rüber wie der Sportsoldat aus Dresden, der mit 21 Jahren bereits DSV-Aktivensprecher ist. Und keiner wirkte bei dieser EM bisher so glücklich wie Wolfram, der gestern zehneinhalb Monate nach seiner schweren Schulterverletzung von London hinter dem Ukrainer Ilja Kvascha sensationell EM-Silber vom Einmeterbrett holte.


Da nach dem spannenden Wettkampf auch Oliver Homuth aus Berlin als Dritter auf dem Treppchen landete, meinte Bundestrainer Lutz Buschkow: "Das war die ideale Vorbereitung, wir sollten vorher immer eine Schiffstour machen." Sieht auch Wolfram so: "In London habe ich auch kaum geschlafen und meinen besten Wettkampf gezeigt." Trotz ausgekugelter Schulter war er da als Olympia-Achter vom Turm in die Weltklasse vorgedrungen. Die Spätfolgen der Verletzung spürt er noch heute. Bei seinem langen Weg vom Beckenrand zurück auf die 10-Meter-Plattform ist er bislang beim untersten Brett hängengeblieben. "Meine Lust aufs Springen hat sich in den schweren Monaten derart angestaut - das musste jetzt mal raus", so Wolfram. Er sei unheimlich froh, "dass ich hier sein kann und auch mit zur WM darf. Es drohte ein leerer Sommer zu werden, das habe ich verhindert". Um 100 Punkte verbesserte er sich in diesem Jahr vom Einer. "Da sieht man, was möglich ist, wenn man diese Disziplin mit dem richtigen Willen angeht und nicht nur nebenbei."


Im Vorkampf (Rang sieben) sprang Wolfram noch verhalten. Im Finale legte er in allen sechs Sprüngen zu. Bis zur WM in vier Wochen will er sein Programm weiter aufstocken. Das Motto von Trainer Boris Rozenberg: "Probieren geht über studieren." Dass Wolfram nur 1,64 Meter groß ist und nur 56 Kilo wiegt, sei ein Nachteil. Ihm fehle es an Masse und Athletik, um die Sprunghöhe der anderen zu erreichen. "Dafür drehe ich schneller und versuche, stylisch auszusehen." Das gelang ihm gestern eindrucksvoll.


Aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 20.06.2013.

© DNN-Online, 20.06.2013, 09:12 Uhr

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